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Allgemeines zum Arbeitsmarkt

Entwicklungen am heimischen Arbeitsmarkt

Die Arbeitsmarktnachfrage wird von zahlreichen Faktoren bestimmt. Die gesamtwirtschaftliche Perspektive ist immer mitzudenken. Neben konjunkturellen Effekten, die direkt positiv oder negativ auf die Nachfrage wirken, müssen strukturelle Implikationen berücksichtigt werden. Hier ist etwa die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschafts- und Arbeitswelt und der damit verbundene technologische Wandel zu nennen. Die Digitalisierung ist ein Megatrend, der die (künftige) Nachfrage nach Arbeitskräften und somit auch nach Berufen und (spezifischen) fachlichen und überfachlichen Kompetenzen maßgeblich bestimmt. IKT-Kompetenzen werden in immer mehr Berufsgruppen verstärkt nachgefragt.

Der Aufschwung nach der COVID-19-Pandemie brachte eine sehr dynamische Entwicklung am heimischen Arbeitsmarktes mit sich. Die Zahl an Inseraten (2022: rd. 1,8 Millionen nach Daten von Textkernel), Stellenausschreibungen und offenen Stellen stieg rasant, die Arbeitslosigkeit war auf breiter Basis rückläufig. In vielen Bereichen war ein Arbeitskräftemangel zu beobachten.

Der bisherige Höhepunkt an Inseraten wurde im ersten Quartal 2022 erreicht, wobei die abflauende Dynamik am Arbeitsmarkt seither zu beobachten ist. Gleichzeitig ist anzumerken, dass die Arbeitslosigkeit ansteigt und die Anzahl an Inseraten und offenen Stellen leicht rückläufig ist - nichtsdestotrotz ist in vielen Bereichen der österreichischen Wirtschaft weiter ein Arbeitskräftemangel zu beobachten.

Nachfolgend sehen Sie die Entwicklung der Gesamtinserate in Österreich.

Entwicklung der Inserate nach Quartal - Anstieg bis 2022 und klarer Rückgang in Folge

Die zunehmende Dynamik am Arbeitsmarkt ging mit einer verstärkten Fluktuation einher. Die Zahl der Selbstkündigungen stieg stark an, die hohe Nachfrage am Arbeitsmarkt ermöglicht es, sich beruflich zu verbessern (AMS, 2022). Auch die Teilzeitquote steigt weiter, wobei vor allem Frauen stark betroffen sind. Während die Anzahl an Beschäftigten über dem Niveau vor der Pandemie liegt, ist das Arbeitsvolumen (Gesamtzahl an tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr) noch auf einem geringeren Niveau (Statistik Austria, 2023). Zukünftige Entwicklungen der Teilzeitarbeit können jedoch nur schwer abgeschätzt werden, denn neben einer freiwilligen Reduktion des Arbeitsausmaßes sind hier unter anderem Betreuungspflichten und Carearbeit als wichtige Ursachen zu nennen; so fehlt es oftmals an einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung, was eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf maßgeblich erschwert.

Darüber hinaus führt der demografische Wandel zu weiteren Veränderungen: Die österreichische Bevölkerung wird immer älter, die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) wird bereits Mitte der 2020er-Jahre den Höhepunkt erreicht haben (Statistik Austria, 2023). Das Erwerbspotenzial – also die Zahl an Personen, die potenziell am Arbeitsmarkt verfügbar sind – sinkt kontinuierlich, wie nachfolgende Abbildung verdeutlicht.

Diagramm zur demografischen Entwicklung inklusive der Prognose der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren. Anstieg bis etwa 2024 danach geht die Anzahl konstant zurück.

Die im Jahr 2024 beginnende stufenweise Angleichung des Regelpensionsalters bei Frauen wird das Erwerbspotential schrittweise ausweiten. Generell wurde das Angebot an Arbeitskräften in den vergangenen Jahrzehnten besonders stark durch die ansteigende Erwerbstätigenquoten von Frauen getrieben. Hier bestehen weitere Potentiale, hierfür bedarf es jedoch weiterer Investitionen in Betreuung und Pflege sowie eine flächendeckende Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen.

Ergänzend ist die regionale Dimension mitzudenken: Die österreichischen Bundesländer unterscheiden sich maßgeblich in ihrer Faktorausstattung und wirtschaftlichen Dynamik. Die Steiermark, Oberösterreich und Kärnten, aber auch Niederösterreich zählen zu den hochentwickelten europäischen Industrieregionen; hier wird die Beschäftigungsdynamik von technologie- und wissensintensiven Branchen getrieben – die Nachfrage nach akademischen und technischen Berufen steigt. In den tourismusintensiveren westlichen Bundesländern können offene Stellen in zahlreichen Wirtschaftsbereichen nicht besetzt werden, gleichzeitig ist im Osten Österreichs eine teilweise hohe Sockelarbeitslosigkeit zu beobachten. Neue Stellen werden immer weniger in jenen Regionen geschaffen, in welchen Arbeitsplätze verloren gegangen sind (Mismatch am Arbeitsmarkt), die regionalen Disparitäten nehmen tendenziell zu.

Die konjunkturelle Dynamik des Arbeitsmarktes wird sich im nächsten Jahr wohl etwas eintrüben, gerade Industriebetriebe kämpfen mit steigenden Energiepreisen und Kosten für Material und Vorleistungen. Daneben ist die künftige wirtschaftliche Entwicklung von großen Unsicherheiten geprägt. Abwärtsrisiken bestehen insbesondere aufgrund des Ukraine-Krieges und des politischen Konflikts zwischen Russland und der EU.

Auch im Zuge der grünen Transformation wird es hier mittel- bis langfristig zu Umwälzungen kommen. Der Arbeitsmarkt verändert sich ständig, manche Berufe werden wichtiger oder entstehen neu, während andere seltener werden. Auch die Anforderungen an Berufe ändern sich.

Das AMS JobBarometer analysiert diese Veränderungen am Arbeitsmarkt und illustriert aktuelle Trends und Entwicklungen. Es zeigt, welche Berufe in Inseraten gesucht werden – diese Informationen sind für die vergangenen Jahre und die einzelnen Bundesländer verfügbar. Außerdem wird eine Prognose über die zukünftige Bedeutung der Berufe gegeben. Auch eine Erfassung der Kompetenzen nach Berufen und in Inseraten gesuchte Kompetenzen werden dargestellt, um einer Veränderung der Tätigkeitsprofile der Jobs Rechnung tragen zu können.