Entwicklungen am heimischen Arbeitsmarkt
Die Dynamik der Berufsnachfrage auf dem Arbeitsmarkt wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Zu diesen Faktoren zählen konjunkturelle Schwankungen, die unmittelbar einen positiven oder negativen Einfluss auf die Nachfrage nach bestimmten Berufen haben können. Darüber hinaus führt der kontinuierliche technologische Fortschritt, insbesondere die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeitswelt, zu einer Veränderung in der Struktur der Berufsnachfrage. Die Digitalisierung gilt als einer der prägenden Megatrends, der entscheidend die zukünftige Nachfrage nach Arbeitskräften beeinflusst und damit auch die Nachfrage nach spezifischen Berufen sowie fachlichen und überfachlichen Kompetenzen bestimmt. Indiz hierfür ist der gestiegene Bedarf an IKT-Kompetenzen über ein breites Spektrum von Berufen hinweg. Auch aufgrund der angestrebten grünen Transformation sind mittel- bis langfristig tiefgreifende Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten.
Die wirtschaftliche Erholungsphase nach dem Ende der COVID-19-Pandemie führte zu einer bemerkenswert dynamischen Entwicklung auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Die Zahl der Stellenanzeigen erreichte dabei im ersten Quartal 2022 ihren Höhepunkt. In zahlreichen Bereichen der Wirtschaft machte sich ein Arbeitskräftemangel bemerkbar, was die Nachfrage nach vielen Berufen verstärkte. Seitdem ist ein Rückgang der Dynamik am Arbeitsmarkt zu beobachten, der stark mit einer Eintrübung der österreichischen Konjunktur einhergeht. Dies schlägt sich in einer deutlich abnehmenden Zahl an Jobinseraten und offenen Stellen nieder. Hier ist jedoch wichtig zu betonen, dass trotz dieser Entwicklung in vielen Sektoren der österreichischen Wirtschaft weiterhin ein Arbeitskräftemangel besteht und weiterhin gute Jobperspektiven für Arbeitssuchende bestehen. Nach rezenten Prognosen dürfte sich die Anzahl der Aktivbeschäftigten weiter ausweiten, die Arbeitslosenquote dürfte hingegen ebenfalls leicht ansteigen. Konjunkturprognosen deuten auf eine Stagnation im Jahr 2024 hin, und auch 2025 sind die Ausblicke verhalten - Entwicklungen des internationalen Handels und der Zinspolitik geben das Wachstumspotential vor.
Zudem bewirkt der demografische Wandel kontinuierliche Veränderungen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt: Die Bevölkerung altert und die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter wird voraussichtlich bereits Mitte der 2020er-Jahre ihren Höhepunkt erreichen. In vielen Bundesländern wurde dieser Höchststand bereits überschritten (Statistik Austria 2023). Folglich nimmt das Erwerbspotenzial – die Zahl der Personen, die potenziell auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen – kontinuierlich ab.
Allerdings wird ab dem Jahr 2024 die schrittweise Anpassung des gesetzlichen Pensionsalters für Frauen das Erwerbspotenzial allmählich erweitern. In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Arbeitskräfteangebot insbesondere durch die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen stark beeinflusst. Hier liegen weitere Potenziale vor. Um diese Potenziale vollständig ausschöpfen zu können, sind jedoch zusätzliche Investitionen in Betreuungs- und Pflegeangebote notwendig, ebenso wie die flächendeckende Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen mit angemessenen Öffnungszeiten.
Zusätzlich unterscheiden sich die österreichischen Regionen stark: Regionen wie die Steiermark, Oberösterreich, Kärnten und auch Niederösterreich gelten im europäischen Vergleich als hochentwickelte Industriegebiete, in denen die Beschäftigungsdynamik vor allem durch exportorientierte, technologie- und wissensbasierte Sektoren vorangetrieben wird. In diesen Gebieten ist die Nachfrage nach Fachkräften mit akademischer und technischer Qualifikation besonders hoch, gleichzeitig sind sie über Exporte besonders stark von der internationalen Konjunktur beeinflusst. Im Gegensatz dazu stehen die tourismusgeprägten westlichen Bundesländer, wo offene Stellen in vielen Wirtschaftsbereichen, vor allem im Tourismussektor, unbesetzt bleiben. In Regionen im Osten Österreichs hingegen ist teilweise eine hohe Sockelarbeitslosigkeit feststellbar. Ein Grund dafür ist, dass offene Stellen nicht in jenen Regionen bestehen, in denen qualifizierte Arbeitskräfte verfügbar sind. Diese regionalen Ungleichheiten nehmen tendenziell zu.
Das AMS JobBarometer analysiert diese Veränderungen am Arbeitsmarkt und illustriert aktuelle Trends und Entwicklungen. Es zeigt, welche Berufe in Onlineinseraten gesucht werden, es bietet Informationen zur Nachfrage nach Berufen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt. Außerdem wird eine Prognose über die zukünftige Bedeutung der Berufe gegeben. Auch eine Erfassung der in Inseraten gesuchten Kompetenzen erfolgt, um einer Veränderung der Tätigkeitsprofile der Jobs Rechnung zu tragen.